Prof. Dr. Claudia Benthien, Digitalität und Entnetzung in der Buchlyrik
Wann: Di, 12.11.2024, 18:15 Uhr bis 19:45 Uhr
Wo: Institut für Germanistik, Von-Melle-Park 6, 20146 Hamburg, A13003
In der Präsentation im Austauschforum Germanistik stellt Claudia Benthien ihr aktuelles Forschungsthema im Rahmen des ERC-Grants ‚Poetry in the Digital Age‘ vor. Sie untersucht in Büchern gedruckte deutschsprachige Gegenwartslyrik auf der Folie aktueller soziologischer, medien- und literaturwissenschaftlicher Diskurse zu Digitalisierung, Hyperkonnektivität, Postdigitalität und Entnetzung.
Zeitgenössische Gedichte, so das zentrale Argument, sind zum Teil reflektierte und avancierte Auseinandersetzungen mit der (post-)digitalen Gegenwart. Dabei steht die Frage im Zentrum, wie speziell Lyrik vernetzte Alltagserfahrungen aufgreifen und problematisieren kann. So wird unter anderem diskutiert, welche poetischen Verfahren Lyriker:innen entwickeln, um verborgene digitale Infrastrukturen und Technologien zu enthüllen.
Außerdem wird danach gefragt, welcher Stellenwert dem Genre der ‚Buchlyrik‘ in diesem Kontext zukommt, das heute nicht mehr die primäre Option zur Publikation von Gedichten darstellt. Dies potenziert sich, wenn digital (insbesondere durch KI) erzeugte Gedichte in Büchern gedruckt werden, als postdigitale Strategie oder ‚sekundäre Analogisierung‘, was neue Fragen über die Medialität und Materialität von Lyrik aufwirft.